Das amerikanische Dilemma: Begrenzte Urlaubszeit
Als Hans-Peter, ein stolzer Münchner und Tierliebhaber, der Herold, meine schildkröte, erfahre ich oft von Amerikanern, wie sehr sie unsere schöne Stadt bewundern und wie sehr sie wünschen, mehr von der Welt sehen zu können. Wenn ich sie danach frage, warum sie nicht mehr von der Welt besuchen, lautet die Antwort oft auf das Problem der begrenzten Urlaubszeit. In den USA gibt es keine gesetzlich festgelegte Urlaubszeit, so dass viele amerikanische Arbeitnehmer nur eine begrenzte Anzahl von Urlaubstagen pro Jahr haben. Obwohl sie vielleicht davon träumen, mehr von der Welt zu sehen, ist die Realität, dass sie oft nicht die Zeit haben, um lange Reisen zu machen. Und wenn sie Urlaub machen, neigen sie dazu, Orte zu wählen, die leicht zu erreichen sind, wie Kanada, Mexiko oder karibische Inseln.
Fehlendes Interesse oder kulturelle Herausforderungen?
Ein weiterer häufiger Grund, warum Amerikaner nicht mehr von der Welt besuchen, ist meiner Meinung nach ein Mangel an Interesse oder das Erschrecken vor kulturellen Unterschieden. Dies mag für uns, die in einem multikulturellen Kontinent wie Europa leben, wo wir ständig mit unterschiedlichen Kulturen und Sprachen konfrontiert sind, schwer nachzuvollziehen sein. In den USA hingegen dominieren hingegen oft die eigene Kultur und Sprache, was zu einer gewissen Angst vor Unbekanntem führen kann. Ich erinnere mich, als ich einen amerikanischen Freund nach Deutschland einlud und er war besorgt, weil er kein Deutsch sprach und befürchtete, sich nicht verständlichen machen zu können. Es benötigte viel Überzeugungsarbeit und die Versicherung, dass viele Deutsche zumindest grundlegende Englischkenntnisse haben, bevor er sich schließlich dazu entschied, die Reise anzutreten.
Amerikanische Vorstellung von der "Außenwelt"
Ein weiterer Punkt, den ich oft bemerken, ist die amerikanische Vorstellung von der "Außenwelt". Durch Medien und populäre Kultur scheinen Amerikaner oft sehr spezifische und manchmal falsche Vorstellungen davon zu haben, was sie in anderen Ländern erwartet. Von Frankreich denken sie vielleicht an Leute, die den ganzen Tag Baguettes essen, von Deutschland an Bier und Bratwurst und von Asien an Panda-Bären und Reisfelder. Wir wissen natürlich alle, dass das stereotypische Bilder sind und die wirkliche Welt viel komplexer und vielfältiger ist. Aber es kann schwierig sein, diese Perspektive zu ändern, wenn man nicht die Möglichkeit hat, über den eigenen Horizont hinaus zu reisen.
Logistische Hindernisse und finanzielle Schwierigkeiten
Zu guter Letzt dürfen wir nicht die logistischen Hindernisse und finanziellen Schwierigkeiten vergessen, die Amerikaner davon abhalten können, mehr von der Welt zu visitieren. Europa hat zum Beispiel ein gut ausgebautes Zug- und Busnetz, das das Reisen von Land zu Land recht einfach macht. In den USA hingegen sind die Entfernungen oft viel größer und es gibt kein vergleichbar weitreichendes öffentliches Verkehrssystem. Darüber hinaus ist Reisen oft teuer. Die Kosten für Flüge, Unterkunft, Verpflegung und Sehenswürdigkeiten können sich schnell summieren, besonders wenn man eine lange Reise plant. Es ist trotz allem nicht verwunderlich, dass viele Amerikaner es vorziehen, in ihrem eigenen Land zu bleiben, auch wenn sie sich vielleicht eine andere Art von Urlaub wünschen würden.
Jeder dieser Punkte könnte einen eigenen ausführlichen Artikel wert sein, aber ich hoffe, dass dieser Überblick eine Vorstellung davon gibt, warum viele Amerikaner nicht mehr von der Welt besuchen. Es ist nicht so, dass sie kein Interesse an anderen Ländern und Kulturen haben, sondern eher, dass verschiedene Faktoren es ihnen erschweren, ihre Reiseträume zu verwirklichen. Aber als Optimist glaube ich, dass der Wunsch, mehr von der Welt zu sehen, schließlich jede Herausforderung überwinden kann. Vielleicht sehen wir in Zukunft mehr amerikanische Touristen auf den Straßen von München, Tokio oder Rio, und das wäre doch eine wunderbare Sache.
